Sprachförderung als Handlungsfeld beruflicher Schulen
Die Sprachförderung ist zu einer wichtigen Herausforderung für berufliche Schulen geworden. In Nürnberg ist der Orientierungsrahmen der städtischen Schulen „Ein am Kind/Jugendlichen/jungen Erwachsenen orientiertes Schulwesen“ ist eine zentrale Grundlage für das Nürnberger Qualitätsmanagement an Schulen (NQS). Im Orientierungsrahmen wird die Sprachförderung als eigenständiges Handlungsfeld ausgewiesen. Vor diesem Hintergrund fand in Nürnberg am 24.01.2018 eine Fachtagung zur Sprachförderung an beruflichen Schulen statt.
Der Vormittag beinhaltete Inputs als Grundlage für die weitere Auseinandersetzung. Nach dem Grußwort von Ulrich Ziegenthaler, dem Leiter des Amts für Berufliche Schulen der Stadt Nürnberg, wurde sprachliche Förderung als Handlungsfeld beruflicher Schulen in einem Vortrag erörtert. Diesen Vortrag haben Prof. Dr. Magdalena Michalak, Lehrstuhl für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache, und Prof. Dr. Karl Wilbers, beide Universität Erlangen-Nürnberg, gemeinsam gestaltet. In einem verbalen Bing-Bong wurde die Herausforderung in einen übergeordneten Zusammenhang eingeordnet, Sprachkompetenz begrifflich präzisiert und Möglichkeiten, aber auch Grenzen der Sprachförderung in beruflichen Schulen aufgezeigt. Anschließend leistete Prof. Dr. Marion Döll, Pädagogische Hochschule Oberösterreich aus Linz, einen anschaulichen, praxisnahen und wissenschaftlich sehr gut fundierten Beitrag zu verschiedenen Verfahren der Diagnose der Sprachkompetenz. Dabei wurden die Einsatzzwecke, die Vorteile, aber auch die Nachteile einzelner Verfahren deutlich. Im lebendigen Vortrag von Maria Puhlmann vom Amt für Berufliche Schulen der Stadt Nürnberg wurde deutlich, dass Sprachförderung an den beruflichen Schulen in Nürnberg systematisch im Qualitätsmanagement verfolgt und entwickelt wird.
Der Nachmittag war dem Austausch von guten Beispielen aus der Praxis beruflicher Schulen gewidmet. Dabei wurden verschiedene Schienen aufgesetzt. Die erste Schiene behandelte in einem Workshop die Alphabetisierung und den Schriftspracherwerb bei Flüchtlingen und EU- Migrantinnen und –Migranten. Dieser Workshop moderierte Frau Dr. Elena Waggershauser vom Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache der Universität Augsburg.
Die zweite und dritte Schiene gingen auf die Sprachförderung bei Flüchtlingen und EU- Migrantinnen und -Migranten im ersten Jahr (Schiene II) und zweiten Jahr (Schiene III) ein. Diese Workshops wurden von einem Team von Lehrkräften der beruflichen Schule 5 in Nürnberg, eine in der Flüchtlingsbeschulung sehr erfahrene und profilierte Schule, gestaltet.
Die vierte Schiene zielte auf den sprachsensibler berufsbezogenen Unterricht. Dieses Feld der Sprachförderung im berufsbezogenen Unterricht der Berufsschule betrifft alle Lehrkräfte und stellt eine große Herausforderung dar. Petra Angermeier von der Berufliche Schule 4 in Nürnberg ist Expertin auf diesem Feld und hat im Workshop eine Fülle von praktischen Möglichkeiten dargestellt und erarbeiten lassen.
In der gemeinsamen Fachtagung der Stadt Nürnberg und der Universität Erlangen-Nürnberg wurde deutlich, dass an den Schulen zum Teil erhebliche Expertise in diesem Handlungsfeld vorhanden ist. Andere Lehrkräfte betreten jedoch Neuland. Dem schulinternen und schulübergreifenden Wissenstransfer und der Praxis-Wissenschaft-Kooperation kommen daher eine wichtige Rolle zu. Auf der Tagung fanden Schulleitungen, Lehrkräfte und Studierende aus der Berufs- und Wirtschaftspädagogik sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem gemeinsamen produktiven Austausch: Zu einer Herausforderung, die die beruflichen Schulen wohl noch einige Zeit beschäftigen wird.